Abmelden vom Religionsunterricht: jetzt oder nie!

Wer religiöse Indoktrinierung „ex cathedra“ aus guten Gründen für menschenfern und gesellschaftsgefährdend hält, kann und sollte sich vom Religionsunterricht abmelden. Aber Eile ist geboten, liebe Schülerinnen und Schüler: Nur fünf Kalendertage nach Schulbeginn gewährt euch das österreichische Schulsystem für euer „Nein, danke“!

In Wien, Niederösterreich und im Burgenland endet die Frist am 7. September, der Stichtag für Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg ist der 14. September. Kinder unter 14 Jahren brauchen einen Brief der Eltern; Jugendliche über 14 können sich die Abmeldung vom Religionsunterricht selber schreiben.

Was das bedeutet? Wenn du älter als 14 bist, kann dich keiner mehr in die Reli-Stunde zwingen, nicht einmal deine Eltern. Aber gib deine Abmeldung rasch bekannt, sonst sitzt du ein weiteres Jahr im Mythenmief, beurteilt und benotet von amtlich akkreditierten Betschwestern und -brüdern. Wenn du nicht willst, dass dich im kommenden Schuljahr „Religionspädagogen“ zulabern, handle jetzt!

Weder Erklärungen noch Rechtfertigungen sind nötig – die Ablehnung der staatlichen Glaubenslektionen muss bloß schriftlich und rechtzeitig bei der Schulleitung eintreffen.

Hier die Liste aller österreichischen Schulen, die sich an die neue Regel halten müssen: alle öffentlichen Volks- und Hauptschulen, die neuen Mittelschulen und Sonderschulen, die Polytechnischen Schulen, die allgemeinbildenden höheren Schulen, die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (einschließlich der land- und forstwirtschaftlichen), die Berufsschulen in den Bundesländern Tirol und Vorarlberg sowie die land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen im gesamten Bundesgebiet sowie alle Akademien für Sozialarbeit und Anstalten für Lehrer- und Erzieherbildung, einschließlich land- und forstwirtschaftlicher Anstalten.

Rund 1,75 Millionen Schüler*innen betrifft dieser humanistische Quantensprung zu Beginn des Schuljahres seit 2021/22, manche von ihnen sofort, nämlich die Stufen 9-11, manche später. Doch ab sofort können auch jene, die einer anerkannten Kirche oder Religionsgesellschaft angehören – Getaufte, Gefirmte, familiär Hineingezwungene – sich alternativ für den neuen Ethikunterricht entscheiden.

Seit über zwei Jahrzehnten gibt es diesen Ethikunterricht als Schulversuch in Österreich. Ab dem heurigen Herbst ist Ethik aber nun Pflichtfach, ab der Sekundarstufe II für alle Schülerinnen und Schüler, die keinen Religionsunterricht besuchen. Die Lehrpläne dazu erscheinen heute und gelten verbindlich in allen AHS bis spätestens 2024, in den BHS ab 2025.

Bisher wurde Ethik nur an 233 Standorten unterrichtet, künftig werden es 920 Standorte sein: ein schöner Etappensieg für Humanisten, Skeptiker, Atheisten und Freunde der Wissenschaft.

Dieses Schulfach, keine Frage, mag vorerst weiterhin durchwachsen zelebriert werden von Ex-Religionslehrern und Gottesfanatikern: Aber so leicht wie bisher werden die neu bemäntelten Ethikbeauftragten es nicht haben. Gerne publizieren wir eure Infos, falls man euch in der Ethikstunde den blinden Glauben an Jesus, Allah, usw. unterjubeln will, bitte eine Mail an ethik@humanisten.at.

Und ein Wunsch bleibt: Österreich entscheidet, dass man sich vom Pflichtfach Ethik zum Wahlplichtfach Religion ummelden kann.

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1 Antwort

  1. Zur Vereinnahmung des Ethikunterrichts durch Religionslehrer/innen hat sich Beate Turner (Berlin) schon vor etlichen Jahren ausführlich geäußert:
    https://www.reimbibel.de/ethikunterricht .

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